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Bismi-llāhiar-Raḥmāniar-Raḥīm

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Lieber Papst/ Franciskus (Papst vom Vatikan)

Sehr verehrte Anwesenden.

Ich begrüße euch mit dem Gruß des Islam, nämlich:

As-salmuʿAlaykumwa- raḥmatu-l- llāhiwa-barakātuh

Möge der Friede, die Barmherzigkeit Allahs und Sein Segen mit Euch sein!

Sowohl Al-Azhar und als auch der Weisenrat der Muslime grüßen Sie und dankt Ihnen ganz herzlich für die freundliche Annahme der Einladung. Wir würdigen Ihren historischen Besuch in Ägypten und Al-Azhar. Jener Besuch, der den Wunsch der Al-Azhar erfüllt und der die historische Verantwortung einhält, die wir alle tragen. An diesem Besuch nehmen die Führer und Gelehrte der göttlichen Religionen teil, um über einen verlorenen Frieden zu diskutieren. Nach diesem Frieden suchen Völker, Länder, unglückliche und kranke Menschen, diejenigen, die ziel- und planlos in der Wüste herumirren, diejenigen, die die Flucht aus ihren Heimatländern zu anderen weit entfernten Ländern ergreifen, indem sie nicht wissen, ob sie sie erreichen oder ob der Tod, der Untergang, das Ertrinken, die abgetrennten Körperteile und die am Stand der Seen geworfenen Leichen in Form einer sehr traurigen menschlichen Tragödie sie daran hindern.

 Deswegen überschreiten wir die Wahrheit nicht, wenn wir sagen: Gewiss, die Geschichte hätte nie so etwas zuvor erlebt.

Die vernünftigen Menschen und die, die ein wachsames Gewissen haben, suchen immer noch einen überzeugenden Grund für diese katastropalen tragischen Ereignisse, deren schweren Preis unsere Seelen und unsere Heimatländer zu zahlen haben. Sie finden sogar keinen logischen Grund, der diese Katastrophen rechtfertigen würde, die die Armen, die Waisen, die Witwen und die alten Menschen leiden ließen. Es handelt sich dabei nur um einen weitgehend vernünftigen Grund, nämlich:

  • Waffen zu handeln und zu vermarkten,
  • den Betrieb der Fabriken des Todes zu gewährleisten,
  • durch verdächtige Transaktionen, und durch internationale unüberlegte Beschlüsse sowie die Schaffung der Krisenherden reich zu werden,
  • religiöse Konflikte zu entfachen und die Glaubens- und Rassendünkel und konfessionelle Streitigkeiten zwischen den Menschen derselben Heimat zu erregen, um ihr Leben über Nacht zu einer unerträglichen Hölle zu werden.

Paradoxerweise sei es, dass diese scharfe Krise in dem einundzwanzigsten Jahrhundert, dem Jahrhundert der Zivilisation und Menschenrechte, dem Zeitalter des Erkenntnisfortschritts, des außerordentlich technischen und wissenschaftlichen Fortschritts, der Institutionen des Friedens, die sich um die Erhaltung des internationalen Friedens und der Sicherheit kümmern, ausbricht. Die Chartas jener Institutionen verbieten die Gewaltanwendung oder sogar die bloße Drohung  ihrer Anwendung in den internationalen Beziehungen. Bedauerlicherweise erfolgt dies auch im Zeitalter der menschlichen Richtungen und Philosophien, der Verkündigung der absoluten Gleichheit, der Gemeinschaft der gleichen Klasse, der irreligiösen Moderne, der Postmoderne und nicht zuletzt der sozialen und philosophischen Errungenschaften, durch die unsere moderne Zeit charakterisiert ist.

Die zentrale Frage in diesem Paradoxen lautet: Wie würde der Weltfrieden denn jetzt trotz all dieser Errungenschaften zum verlorenen Paradies?

Wie hätte das Zeitalter der Menschenrechte an barbarische Akte erlebt, die ein Zeitalter zuvor nie erlebt hatte?

Die Antwort, in dieser ihr mir meines Erachtens zustimmt, besteht darin, die moderne Zivilisation ignoriert die göttlichen Religionen und ihre etabliert festgelegten moralischen Werte, die sich nach den Interessen und Zwecken sowie  den Launen und Begierden nicht ändern.

An der Spitze dieser Werte steht der Wert der Brüderlichkeit, des gegenseitigen Kennenlernens und des Mitgefühls. Darüber hinaus sollen die Menschen daran erinnert werden, dass sie alle Kinder Allahs sind und dass der liebste unter den Menschen bei Allah der Mensch ist, der Seinen Kindern am meisten nützt. Somit wird die Welt nicht in einen Dschungel aus den Raubtieren, die einander fressen,  verwandelt.

Die Denker im Westen und Osten unterstreichen, dass die Lösung nur darin liegt, dass man sich der Himmelsbotschaften wieder bewusst ist und dass der abweichende Diskurs der Moderne sich einer tiefen kritischen Durchsicht unterwirft, die die menschliche Vernunft von der empirischen Philosophie und ihrer Hohlheit sowie von der Widerspenstigkeit des individuellen autoritären Geistes und seiner Dominanz über das Leben der Einzelnen befreit. Andernfalls soll sich die Phase der Postmoderne nicht nur darauf beschränken, diese Richtungen zu verschönern und sie mit den Philosophien der Phantasie und Gemüt zu flicken.

Die Philosophen und Gläubigen meinen, dass es unvermeidlich sei, all dies vor allem im Zusammenhang mit der Brüderlichkeit und dem gegenseitigen Erbarmen wieder zu formulieren.[1] Dieser obenerwähnte Zusammenhang gelte als Gegenmittel, das das Leben in den philosophischen Richtungen und in den umfassenden praktischen wissenschaftlichen Modellen einhaucht. Darüber hinaus befinde sich dieses Gegenmittel nur in der Apotheke der Religion ganz allein.

Ich glaube, die Erde ist dafür gebahnt, dass die Religion ihre Rolle bei der Hervorhebung des Wertes vom «Frieden», des Wertes der Gerechtigkeit und Gleichheit, der Achtung der Menschenwürde unabhängig von Religion, Rasse und Sprache spielt. Im Koran, den die Muslime morgens und abends rezitieren, lesen wir die folgende Koranstelle:

Und Wirs haben ja die Kinder Adams geehrt; Wir haben sie auf dem Festland und auf dem Meer getragen und sie von den guten Dingen versorgt, und Wir haben sie vor vielen von denen, die Wir erschaffen haben, eindeutig bevorzugt.“(Sure 17: Vers 70)

Aber in erster Linie müssen wir sich darum bemühen, das Bild der Religion von dem zu reinigen, woran es an Missverständnisse, verfehlte Auffassungen, falsche Anwendungen, trügerische Religiosität gehaftet hat, die Konflikte schüren, Hass verbreiten und zur Gewalt veranlassen. Darüber hinaus dürfen wir die Religionen wegen den leichtsinnigen Verbrechen einer geringen Zahl von den Angehörigen dieser oder jener Religion nicht anklagen. Deshalb darf der Islam als eine Religion des Terrors nicht beschrieben werden, da eine Gruppe von seinen Anhängern sich auf einige seiner Texte stützt und sie schlecht und unwissend interpretiert. Dann fangen sie an, Blut zu vergießen und auf der Erde Unheil zu stiften. Sie finden auch die, die sie mit Geld und Waffen ausrüstet und die sie trainiert.

Auch darf das Christentum als eine Religion des Terrors nicht bezeichnet werden, da eine Gruppe von seinen Anhängern das Kreuz trug und forderte Menschenleben, ohne darin zwischen Mann, Frau, Kind, Krieger und Kriegsgefangenem zu unterscheiden.

Das Gleiche gilt auch für das Judentum. Man darf es als eine Religion des Terrors bezeichnen, da Lehren Moses (Friede sei auf ihm und Allah behüte ihn davor) instrumentalisiert werden, um Länder zu besetzen, bei denen Millionen von Inhabern der Rechte vom machtlosen palästinensischen Volk ums Leben kamen.

Ja sogar sei die europäische Kultur keine Kultur des Terrors auf Grund von den beiden Weltkriegen, die im Herzen von Europa ausbrachen und die mehr als 70 Millionen Toten forderten.

Ebenso sei die amerikanische Kultur keine Kultur des Terrors, da ihre Bomben Menschen und alles in Hiroshima und Nagasaki zerstörten.

Aus diesem Grunde erkläre ich offen: Wäre die Tür dafür so offen, wie sie jetzt gegen den Islam offen sei, würde keine Religion, kein System, keine Kultur, ja sogar keine Geschichte vom Verdacht der Gewalt und des Terrorismus frei sein.

Sehr geehrter Papst, wir würdigen gewiss ihre Erklärungen, die die Wahrheit rehabilitiert und den Islam vom Verdacht der Gewalt und des Terrorismus befreit. Darüber hinaus stellten wir fest, dass Sie und diese verehrte Schar von Patern der Östlichen und Westlichen Kirchen auf den Respekt der Glaubenslehre, der Religionen und ihrer Symbole achten und demjenigen entgegentreten, der sie kränkt, sowie demjenigen, der diese Kränkung ausnutzt, um Konflikte zwischen den Menschen zu schüren.

Ja, Al-Azhar bemühte und bemüht sich immer noch um die Zusammenarbeit dafür, das gemeinsame Zusammenleben etabliert festzulegen und den Dialog zu erwecken, auf die Glaubenslehre des anderen zu achten und sie unantastbar bzw. unverletzlich zu sein, zusammen und gegenseitig  in einem Raum, an dem wir beteiligt sind, zu arbeiten. Er ist so mehr. Ebenso sind die gemeinsamen Herausforderungen, die uns, den Führern der Religionen begegnen, sind auch viel.

Aus diesem Grunde sollen wir uns zusammen um die bemühen, die unterdrückt, hungrig, erschrocken, ängstlich sein und die, die in Gefangenschaft geraten und im Land gefoltert sind, ohne zu unterscheiden, auszusuchen, zu differenzieren und zu diskriminieren.

Außerdem sollen wir zusammen arbeiten an der Befreiung der Familie von dem, das auf sie am Sittenverfall, an der Hegemonie der wissenschaftlichen Forschung und der Abweichung einiger Forscher lauert. Ferner sollen wir die Umgebung von der Korruption und den Unheilstiftern retten.

Überdies solle wir zusammen den Hegemonialpolitiken, den Theorien: Kampf der Kulturen, Ende der Geschichte, den Aufforderungen zum Atheismus, zur machiavellistischen geistigen Haltung, zur irreligiösen Moderne und allem, was daraus an Tragödien und Katastrophen überall entsteht, entgegentreten.

Abschließend wende ich mich anflehend an Allah, den Allerbarmer, den Barmherzigen, mit einem Bittgebet, dass Er dieses Treffen zu einem wirklichen Schritt macht, in dem wir alle zusammenarbeiten, um die Kultur des Friedens, der Brüderlichkeit und des gemeinsamen Zusammenlebens zu verbreiten.

Vielen Danke!

w-s- SalāmuʿAlaykumwa-raḥmatu-l- llahiwa-barakatuh

Möge der Friede, die Barmherzigkeit Allahs und Sein Segen mit Euch sein!

Ahmad Al-Tayyeb, der Großscheich der Al-Azhar

Al-Azhar-Scheichtum

2. Šaʿbān 1438 n. H. / 28. April 2017 n. Chr.

 

[1] Siehe: TāhāʿAbdar-Raḥmān: Rūḥ al-ḥadāṯah, Al-Markazaṯ-Ṯaqāfī al-ʾArabī, Marokko 2006, S.214.

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