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كلمة الامام الاكبر في كازاخستان
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كلمة الامام الاكبر في كازاخستان

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

 

Gepriesen sei Allah und möge Er unseren Propheten segnen und ihm Wohlergehen schenken – ihm, seiner Familie und seinen Gefährten.

 

Sehr geehrter Prof. Dr. Yerlan Sydykov, Präsident der Nationalen Universität L.N. Gumilyov Eurasien,

sehr geehrte Kollegen,

liebe Studentinnen und Studenten,

sehr geehrte Damen und Herren,

Friede sei mit euch allen und Allahs Barmherzigkeit und Segen.

 

Es erfreut mich, meinem tiefsten Dank an Ihre respektvolle Universität aussprechen zu dürfen und damit meine Rede zu beginnen: Ich danke dem Präsidenten, den Kollegen, den Studierenden und den mitwirkenden Beamten an dieser Universität für ihre großzügige Einladung zu dieser jungen vielversprechenden Universität. Denn die Gesellschaft in dieser Region verspricht sich viel von ihr und hofft, dass die Bildung an ihr auf wissenschaftlicher, kultureller, künstlerischer und technischer Ebene international einen hohen akademischen Rang erlangt. Tatsächlich hat sich die junge Eurasien Universität schon mehreren europäischen und regionalen Universitätenkreisen, internationalen Organisationen und Akademien angeschlossen.

Diese weiten Sprünge bergen hinter sich eine ernsthafte ausgezeichnete Bildung und wache Gemüter, die nachts planen und tagsüber das Geplante umsetzen. Das ist die ‚dankenswerte Bemühung‘, die unsere islamischen Gesellschaften benötigen und die sie von den jungen Forschern im Studium und im postgradualen Bereich erwarten. Dasselbe erwarten sie auch von den Lehrern, Denkern, Schriftstellern, Künstlern und Journalisten. Es handelt sich dabei um ein durchaus erreichbares Ziel, wenn die richtigen Umstände für eine Veränderung herrschen. Der edle Koran fasste sie im folgenden Vers zusammen:

“Allah ändert nicht den Zustand eines Volkes, bis sie das ändern, was in ihnen selbst ist.“ (13:11)

Dieser Vers ist ein Axiom für jede Reform. Er ist sogar die Erfolgsformel für jede Bemühung zur Entwicklung, zum Fortschritt und zum Wohlstand. Und obwohl wir diesen Vers auswendig wissen und ihn unsere Kinder in allen Bildungsphasen wiederholt aussprechen, sind wir oft nicht in der Lage, ihn im praktischen Leben anzuwenden.

Ich spreche meinen tiefen Respekt dieser fortschreitenden Universität, ihren Gründern und ihren wissenschaftlichen und motivierenden Mitgliedern aus.

Liebe Studentinnen und Studenten,

Ich würde euch nichts Neues mitteilen, wenn ich über den hohen Stellenwert des Verstandes und der Wissenschaft im Koran, in der Sunna und in der islamischen Kultur reden würde. Wahrscheinlich kennt ihr das alles genauso gut wie ich. Daher möchte ich über den allgemeinen Rahmen der islamischen Kultur sprechen, und zwar hinsichtlich der Wissenschaft, der Erkenntnis und des Verhaltens. Dieser Rahmen entspricht einem gleichmäßigen Dreieck. Seine Kanten sind die göttliche Offenbarung, die  den menschlichen Verstand anspricht, der denkende Verstand, der sich an die Gebote der Offenbarung hält und schließlich die Ethik, die strikt und genau zwischen Gutem und Schlechtem unterscheidet.

In diesem triadischen System sind unter der Offenbarung die eindeutigen göttlichen Texte bzw. der Koran zu verstehen. Ebenso gehören dazu die Aussagen und Taten des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Wohlergehen, wenn sie von eindeutigen Überliefererketten belegt werden. Denn er ist der Gesandte, den Allah dazu beauftragte, den Menschen Seine Gesetze, Gebote und Anweisungen mitzuteilen.

Der Verstand bildet die erste Bedingung für die Verpflichtung, für die Wahrnehmung der göttlichen Anrede und für die Verbindlichkeit zu seinen Aussagen und Konzepten. Der edle Koran stützt sich vollständig auf das Intellekt bei der Anrede des rational denkenden Menschen und der Argumentation. Ein flüchtiger Blick in den Seiten des Korans genügt, um sich den hohen Status zu vergegenwärtigen, den der Koran dem Verstand und all seinen epistemologischen Fertigkeiten, seien diese intuitiv, konklusiv oder positivistisch, erteilte. Die Ableitungen des arabischen Worts aql (dt. Verstand) und seine Synonyme, die sich auf die Bedachtsamkeit und die Kontemplation beziehen, betragen mehr als 120 Wörter in den Koranversen. Sie werden auffallend durch wiederholte Lexem wiedergegeben: wissen, begreifen, nachsinnen, bedenken, beobachten, hören, verstehen usw. Gleichzeitig wird eine prägnante Differenzierung zwischen dem Wissen, als absolute Gewissheit, die keinen Widerspruch duldet, und dem Zweifel und der Unsicherheit unterstrichen. Der Koran beklagte diejenigen, die Gewissheit mit Zweifel vermengen:

„Sie haben jedoch kein Wissen hierüber. Sie folgen nur Vermutungen; die Vermutungen nützen aber nichts gegenüber der Wahrheit. Laß nun ab von jemandem, der sich von Unserer Ermahnung abkehrt und nur das diesseitige Leben will. Das ist ihr erreichter Wissensstand. Gewiß, dein Herr kennt sehr wohl wer von Seinem Weg abirrt, und Er kennt sehr wohl die Rechtgeleiteten.“  (53:28-30)

 

Die dritte Seite umfasst die ethische Dimension, die mit dem Verhalten, der Handlung und der Konsequenz auf individueller, familiärer und gesellschaftlicher Ebene zusammenhängt. Ich möchte diesbezüglich auf zwei Aspekte eingehen.

Der erste Aspekt ist die Stabilität und Unveränderlichkeit der moralischen Prinzipien im Islam. Das liegt in der Natur der referenziellen Maßstäbe, sogar wenn es sich um materielle und sinnliche Angelegenheiten handelt. Der Betrug, der Schwindel und die Lüge sind Laster, die von verfälschten unstabilen Maßstäben abhängen. Es spielt dabei keine Rolle, ob ein materieller Gegenstand abgewogen oder eine abstrakte Möglichkeit beurteilt wird. Daher muss der Moralkodex die kulturelle Entwicklung leiten und ihren geschichtlichen Werdegang berichtigen. Daher ist es unmöglich, sich vorzustellen, dass Muslime eines Tages andere Menschen unterdrücken, den Mord anderer Menschen rechtfertigen oder sie der Macht anderer unterlegen. Denn islamisch gesehen ist eine gute Tat für immer, zu jeder Zeit und unter jeden Umständen moralisch richtig und eine schlechte Tat moralisch falsch.

Zweitens ist bezüglich der Moral zu erwähnen, dass sie im Islam mit der Anbetung Allahs zusammenhängt. D. h., dass die Anbetung Allahs die Moral nicht ersetzen kann. Auch dann nicht, wenn die Person sich streng an die Anweisungen der islamischen Rituale hält und sie strikt ausführt. Bemerkenswert ist, dass die unterschiedlichen verrichteten Rituale sogar ihren Wert verlieren, wenn sie nicht auf ethischen Tugenden und praktischen Manieren basieren. So wurde dem Propheten – Allah segne ihn und schenk ihm Wohlergehen – berichtet, dass eine Frau nachts durch Gebete verrichten und tagsüber fasten würde, aber ihren Nachbarn durch schlechte Worte Schaden zufüge. Er antwortete: „Es ist nicht Gutes an ihr. Sie ist im Höllenfeuer.“ Sie sagten ihm auch, dass eine andere Frau nur die Pflichtgebete verrichten und ihre Essensreste spenden würde. Ansonsten täte sie nichts weiter und füge niemandem Schaden zu. Er sagte: „Sie ist im Paradies.“ Er sagte auch: „Gläubig ist derjenige, dem man vertraut. Es ist nichts Gutes an einer Person, die weder vertraut noch vertrauenswürdig ist.“ Er sagte ferner: „Durch eine gute Wesensart erreicht der Diener Allahs einen hohen Rang im Jenseits und eine ehrenhafte Stellung, auch wenn seine Anbetung schwach ist. Durch eine schlechte Wesensart besetzt er die niedrigste Stelle im Höllenfeuer, auch wenn er anbetend ist.“

 

Sehr geehrte Anwesende,

Sie wissen alle, dass die Geschichte der Al-Azhar als Moschee und als akademische Institution auf das Jahr 972 zurückgeht; d.h. sie besteht schon seit 1046 Jahren. Ich kann ihnen versichern, dass ihre Lehrpläne sich immer innerhalb dieses Rahmens entwickelten. Sie umfassten die Wissenschaften, die auf Text, Ratio und Gemüt basieren.

Die auf Text basierenden Wissenschaften umfassten die Auslegung und Exegese des Koran und die Hadith-Wissenschaft, sowie die Theologie, die Biographie des Propheten und die Glaubenslehre. Mit den auf Ratio basierenden Wissenschaften sind alle Richtungen und Etappen der Philosophie, die Logik, die Rhetorik, die Argumentation und die Forschungsmethodik gemeint. Schließlich werden die islamische Mystik (Sufismus) und ihre Richtungen und Erkenntnistheorien, die Ethik und die Tugenden behandelt. Insofern stellte die Bildung an der Al-Azhar eine gewissenhafte Umsetzung der ausgewogenen Natur des Islams unter der Berücksichtigung seines tradierten und rationalen Kulturerbes dar.

Und obwohl die Vermittlung von kulturwissenschaftlichen Fächern auf Erklärung und Veranschaulichung beruht, so setzt sie doch auch viel Diskussion, Akzeptanz und Respekt vor Meinungsverschiedenheiten aus allen Richtungen und Disziplinen ausnahmslos voraus. Daher wird dem azharitischen Schüler schon von klein an die Legitimität der Meinungsverschiedenheit eingeprägt, so dass die verschiedenen Ansichten auf Augenhöhe behandelt werden, da es sich um alternative Auslegungen eines Textes handelt. Keine Tendenz oder Meinung darf ausgeschlossen werden, wenn sie sich auf die Religion oder auf rationale Argumentation stützt. Daher wird gesagt: „Ihre Meinungsunterschiede sind eine Barmherzigkeit.“ D.h. es ist ein Erweiterung und Erleichterung für die Menschen im Leben und in Angelegenheiten der Religion. In seinem Buch Al-Muafaqat zitiert Al-Shatby den rechtgeleiteten Khalifen Omar Ibn Abd-el-Aziz: „Mir würde es nicht gefallen, wenn die Gefährten des Propheten nicht unterschiedliche Meinungen hätten. Denn wären sie sich über ein Urteil einig, dann wäre das sehr eng für die Menschen. Sie sind Vorbilder. Wenn man sich die Meinung irgend eines Gefährten aneignen kann, dann sind die Menschen in Fülle (d.h. sie haben viele Alternativen).“

Daher geraten die Al-Azhar-Studierenden nicht in den Verfall des rigorosen Extremismus und halten der Polarisierung der bewaffneten Gruppen, die im Namen dieser gottgefälligen Religion und seines segenreichen Propheten  Menschen ermorden, Tiere töten und Pflanzen und Land zerstören, stand.

 

Sehr geehrte Anwesende,

ich eröffne meine Reise in ihrem wunderschönen Land mit dieser vornehmen akademischen Begegnung mit Ihnen, was in mir viele Erinnerungen weckt. Mich verbinden viele wissenschaftliche und sprachliche Erinnerungen mit Kasachstan und der umgebenden Region. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann ich das Studium an der Abteilung für Glaubenslehre und Philosophie der theologischen Fakultät der Al-Azhar Universität. Im Studium der islamischen Philosophie behandelte ich zunächst den arabischen Philosophen Al-Kindy. Danach befasste ich mich mit eurem Landsmann, dem islamischen Philosophen und dem zweiten Meisten, Abu Nasr Al-Faraby. Er wurde 260 H/ 874 in der Region Farab geboren. Er gilt nicht nur als islamischer sondern als weltweit gerühmter Philosoph. Bis heute werden weltweit seine Philosophie, sein kulturelles Erbgut mit all seinen Dimensionen in den Bereichen der Metaphysik, Politik und Soziologie sowie seine musikalischen Errungenschaften unterrichtet. Seine bescheidene, asketische und enthaltsame Lebensführung beeindruckt auch heute noch Asketen und Kenner. Es gibt außerdem einen weiteren Faraby. Vielleicht lebte er sogar zur Lebenszeit des zweiten Meisters. Es ist Abu Ibrahim Ishaq Al-Faraby, der Verfasser des Buchs Diwan Al-Adab (Diwan der Literatur). Er verfasste dieses Buch auf eine neue einzigartige Weise. Es ist das erste arabische morphologisch angeordnete Lexikon. Es wurde kürzlich in Kairo in vier Bänden gedruckt. Dieser außergewöhnliche Sprachwissenschaftler ist ferner der Onkel des vorzüglichen Linguisten Ismail Ibn Hammad, dem Lexikographen aus Farab. Letzterer erstellte das Wörterbuch Al-Sihah, das kein Schriftsteller oder Dichter der arabischen Sprache entbehren kann.

Diese berühmten Gelehrten sind nur Beispiele aus einer großen unzählbaren Reihe von Pionieren der islamischen Philosophie und Wissenschaft. Sie stammten aus Kasachstan und verbreiteten schon seit jeher ihr Denkgut in allen Gegenden der islamischen Welt. Daher kann man durchaus behaupten, dass Kasachstan das arabische Intellekt und die arabische Sprache schon immer entwickelte und verwahrte.

Die Al-Azhar öffnet ihre Tore den Studierenden aus Kasachstan, berücksichtigt dabei diesen historischen Hintergrund und bemüht sich um die Pflege dieser Kooperation und ihrer Nachhaltigkeit.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre respektvolle Universität gewährt mir heute die Auszeichnung und verleiht mir die Ehrendoktorwürde. Sie zeichnet damit sogleich die ehrwürdige Al-Azhar als Institution und Universität sowie die Gemeinschaft ihrer Gelehrten, Professoren und Studierenden aus. Ich möchte sogar die ganze islamische Welt in diese Ehrung miteinschließen. Sie lenkt somit das Augenmerk auf die globale Aufgabe der Al-Azhar, die die wahren islamischen Prinzipen verbreitet. Diese beruhen auf Frieden, Brüderlichkeit, Menschlichkeit, Toleranz und Koexistenz der Menschen abgesehen von Religion, Rasse oder Sprache. Denn es sind alle Allahs Geschöpfe und Diener und sind alle gleich vor Allah wie die Zähne eines Kamms, wie es der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Wohlergehen – sagte. Er sagte auch: „Es gibt keinen Vorzug für einen Araber gegenüber einem Fremden, auch nicht für einen Fremden gegenüber einem Araber, auch nicht für einen Rothäutigen gegenüber einem Schwarzhäutigen, auch nicht für einen Schwarzhäutigen gegenüber einem Rothäutigen außer durch die Gottesfurcht. Ihr stammt alle von Adam ab und Adam war aus Staub.“

Eine Religion, die sich auf dieses Prinzip stützt, kann nicht als mörderisch und blutig bezeichnet und des Zerstörens und des Anschlags bezichtigt werden. Diese  schrecklichen Verbrechen sind ein Verrat an Allah und Seinen Propheten. Es ist pure Verleumdung und Ungerechtigkeit an den Islam und die Muslime.

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