Islamischer Staat und die religiöse Lehrfächer von Al-Azhar

Prof. Dr. Abbas Shoman Stellvertreter des Großscheichs

  • | Monday, 1 June, 2015
Islamischer Staat und die religiöse Lehrfächer von Al-Azhar

Im Rahmen der steigenden geistigen Verwirrung, die einige heutzutage erleben und im Rahmen der feindlichen Kampagne gegen  Al-Azhar wird eine Verbindung zwischen den brutalen Taten des islamischen Staats (IS) und unserem islamischen Kulturerbe einerseits und zwischen ihren Taten und den Al Azhar religiösen Lehrfächern anderseits. Es scheint, dass einige  zwischen dem islamischen Kulturerbe und den religiösen Lehrfächern Al-Azhars verwechseln. Beide werden von ihnen leider als Synonyme betrachtet.

Wer mehr davon erfahren will, dem sagen wir, dass das islamische Kulturerbe die Bücher enthält, die die früheren Gelehrten hinterlassen haben. Dazu gehören die Werke über Hadith, Koranauslegung, Biographie des Propheten Mohammed, Glaube, Fiqh und andere Wissensdisziplinen, die zum Verständnis des heiligen Korans, der Biographie des Propheten Muhammad helfen. Dieses Kulturerbe liegt nicht nur in Besitz von Al-Azhar oder Ägypten, sondern es gehört der ganzen muslimischen Umma. Keiner hat durchaus das Recht, sich in ihrer Angelegenheit einzumischen. Nur die muslimische Umma darf/kann durch ihre zuständigen Institutionen und eine anerkannte Zusammenarbeit eine Entscheidung im Bezug auf dieses Kulturerbe treffen, falls dies überhaupt erforderlich ist.

Wenn die Umma sich darauf einigt, dann könnte dies Jahrzehnten dauern. Da kann keiner feststellen, wie diese Arbeit dann zustande kommt. Meines Erachtens brauchen wir solche Prozesse überhaupt nicht durchzuführen. Denn unser Kulturerbe ist unschuldig allen ungerechten und feindlichen Vorwürfen gegenüber. Darüber hinaus ist es dieses Kulturerbe, das viele muslimische Personen im Osten und im Westen zu Gelehrten machte, die die ganze Welt mit ihren gemäßigten Lehren aufklären konnten. Keiner von ihnen hat im Laufe der Geschichte eine terroristische Organisation einmal geleitet.

Im Gegensatz dazu geht heutzutage alles leider durcheinander. Demzufolge ist man in der Lage das Kulturerbe anzugreifen, als wäre man ein Intelligent, welcher plötzlich entdeckt hat, dass die Probleme dieses Kulturerbes von den früheren Gelehrten vernachlässigt wurden.

Zweifelsohne enthält unser islamisches Kulturerbe einige schwache Texte, die nicht als Beweis für die Rechtsurteile geführt werden können. Vielmehr gibt es einige erfundene Überlieferungen in der islamischen Tradition. Das haben die Früheren aber nicht ignoriert; sie haben doch dafür genaue Regeln festgelegt, einige aufschlussreiche Wissenschaften, wie Terminologie der Hadithwissenschaft etabliert und Werke über die Überliefererkritik, Werke über die authentischen, schwachen und erfundenen Prophetenüberlieferungen verfasst. In der Tradition gibt es auch noch einige Texte, die in bestimmten Zeitperioden gültig waren oder die mit bestimmten Sonderfällen, deren Bestimmungen auf andere Fälle nicht übertragbar sind, verbunden waren. Die Gelehrten haben das ausdrücklich gezeigt. Die Gelehrten finden diese Texte in der Literatur der Koran-Auslegung, oder der Hadithwissenschaft, oder der Biografien, und das verursachte kein Problem für sie. Sie hatten auch keine der Rechtsbestimmungen, die die Leute heutzutage angeblich auf diese Texte zurückführen, herausgezogen, weil sie die Regeln der Verwendung eines Textes als rechtliches Argument wissen. Sie wissen davon ebenso den allgemeinen und den speziellen, den summarisch zusammenfassenden und den ausführlich dargelegten, den absoluten und den beschränkten, den aufhebenden und den aufgehobenen Text. Ich glaube, dass solche Leute diese gerade angeführten Begriffe, ihre Bedeutungen sowie ihre Themenbereiche nicht verstehen.

 Zusammengefasst; Al-Azhar darf nicht nach der gesamten Tradition des Islam gefragt, denn er besitzt sie nicht. Es gibt auch keine Probleme damit, wenn es einen schwachen oder erfundenen Text gibt, der in der Tradition interpoliert wurde, wenn das Vertiefen in die Texte und das Herausziehen der Rechtsbestimmungen nur den qualifizierten Wissenschaftlern, die die vor der Abweichung schützenden wissenschaftlichen Mittel dazu haben, überlassen wurde. Wenn aber jeder, der lesen und schreiben könnte, und vielleicht ist er geschickt auf einem anderen Gebiet aber nicht dem Gebiet der Scharia-Wissenschaften, darin vertieft,, dann wird er wie ein Eklektiker sein, der die Tradition als einen Grund fürs Unglück zeigt.

Es sei dir genug zu wissen, dass es auch Leute gibt, die die Tradition mit Vorurteilen erforschen, denn sie schneiden Passagen aus ihren Kontexten ab, um die Bedeutung zu verdrehen. Somit scheinen die Passagen sehr grausam zu sein, und so schreiben diese Leute einem Gelehrten zu, was er in seinem Buch nicht geschrieben hat. Solche Leute stützen sich darauf,  dass die meisten Leute nicht lesen und sich nur damit begnügen, was sie von ihnen hören. Die Al-Azhar-Curricula sind die Curricula, die die azharitischen Schüler und Studenten in Instituten und Universitäten der Al-Azhar unterrichtet werden. Die meisten Curricula sind von der islamischen Tradition hergeleitet bzw. herausgewählt, besonders jene, die an den theologischen Fakultäten unterrichtet werden. Es ist komisch, diesen Curricula vorzuwerfen, dass sie als Hintergrund der terroristischen Organisationen dienen, als wären diese Passagen, die die Terroristen in den Traditionsbüchern oder in den Al-Azhar-Curricula heraussuchten, heilige Texte, und Koran-Verse, die tags und nachts rezitiert werden, ohne davon abzuweichen.

Es gibt einige Fragen, die von den Böswilligen beantwortet werden müssen, damit ihre Behauptungen akzeptiert werden könnten: Al-Azhar StudentInen studieren seit ungefähr zehneinhalb Jahrhunderten religiöse Fächer. Wie viele IS-Kämpfer sind an dem Al-Azhar absolviert?! Oder habt Ihr die IS-Kämpfer einmal begegnt und von ihnen erfahren, dass sie von den religiösen Lehrfächern von Al-Azhar überzeugt sind, aber gleichzeitig seinen Gelehrten widersprechen wollen . Hatten Al- Azhar religöise Lehrfächer eine magische Wirkung auf die  Söldner, die meistens das Arabische -  Sprache der religöisen Lehrfächern - nicht können, während sie keine Auswirkung auf diejenigen, die das Arabische gut beherrschen, und lange Zeit in Al- Azhar verbrachten, sich den IS- Kämpfern anzuschließen? Wenn die Al- Azhar religöise Lehrfächer so wären, warum halten alle Menschen Al- Azhar für den Schützer des gemäßigten Islam. Hat Al-Azhar die Welt denn Jahrhunderte lang betrügt?! Warum erschien IS erst in dieser Zeit , obwolh Al- Azhar religöise Lehrfächer von Al-Azhar mehr als 20 Generationen angeboten wurden? Noch einige Fragen drehen noch in meinem Kopf: Warum besteht Ihr darauf, IS-Kämpfer als eine "ägyptische Gruppe, die an dem Al- Azhar absolviert ist", zu betrachten?. Hat man von der Position des französischen Präsidenten dem Scheich Al-Azhar gegenüber in Saudi-Arabien nicht gehört? Warum habt Ihr über diese westliche Position Al-Azhar gegenüber und seinem geehrten Scheich nicht gesprochen? Warum lasst Ihr den Ausschuß der Ausbildungsreform außer Betracht? Dieser Ausschuß beendete die Entwicklung des gesamten Lehrplans, das zur Zeit gedrückt wird. Zu Beginn des nächsten Jahres wird das Plan in den Händen der StudentInen liegen. Geehrte Herren, Fürchtet Allah bei eurer Rede von Al-Azhar! Ohne diese Institution  wäre das Arabisch verloren gegangen. Da könnten wir schon zu IS-Kämpfer werden und bis heute unter Feuer des Kolonialismus stehen.  

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