Die schönste Geschichte Sure Joseph im aktuellen Kontext? (Teil 2)

  • | Monday, 2 April, 2018
Die schönste Geschichte Sure Joseph im aktuellen Kontext? (Teil 2)

In diesem Artikel handelt es sich darum, Lehren aus der Geschichte des Propheten Josephs für unser Leben in der heutigen Welt zu ziehen. Im ersten Teil wird darauf hingewiesen, wie Allah uns in unserem Leben unterstützt. Dieser Teil geht auf die Frage ein, was wir heute Allah gegenüber nach dem Muster des Propheten Joseph tun.

Schöne Geduld

 

Im ersten Teil des Artikels kam der Ausdruck „schöne Geduld“ vor. Jetzt wissen wir, was uns die Geschichte des Propheten Joseph darüber erklärt.

Wie reagierte der Prophet Jakob auf die Behauptungen seiner Söhne, als sie ihm erzählten, dass ein Wolf seinen lieben Sohn Joseph fraß und ihm ein Hemd mit dem angeblichen Josephs Blut darauf brachten? Der Koran schildert uns seine Reaktion in diesem Vers:

„Nein! Vielmehr habt ihr selbst euch etwas eingeredet. (So gilt es,) schöne Geduld (zu üben). Allah ist Derjenige, bei Dem Hilfe zu suchen ist gegen das, was ihr beschreibt.“ (Sure 12, Vers 18)

Die Reaktion von Jakob in diesem Fall war das Vertrauen auf Allah. Den Verlust seines Sohnes ertrug er mit schöner Geduld. Diese schöne Geduld bedeutet nach dem Korankommentator az-Zamaḫšarī die Art Geduld, wobei man bei den Menschen nicht beklagt, sondern nur bei Allah. Diese Auslegung lässt sich dadurch bestätigen, dass der Verlust eines Sohnes für Jakob nicht einmalig war. Später verlor er auch seinen Sohn Benjamin und der Koran erklärte uns, was er dabei sagte:

„Nein! Vielmehr habt ihr selbst euch etwas eingeredet. (Es gilt) schöne Geduld (zu üben). Aber vielleicht wird Allah sie mir alle wiederbringen. Er ist ja der Allwissende und Allweise.“ (Sure 12, Vers 83)

Zum zweiten Mal übte Jakob Geduld auf den Verlust seines Sohnes, und bittet Allah darum, seine Söhne für ihn zurückzubringen. Als seine Söhne ihn deswegen tadelten, dass er sich an Joseph erinnerte, sagte er

„Ich klage meinen unerträglichen Kummer und meine Trauer nur Allah (allein), und ich weiß von Allah her, was ihr nicht wisst.“ (Sure 12, Vers 86)

Vom Propheten Jakob lernen wir, dass wir die Unglücke und Schwierigkeiten, die uns immer wieder im Leben begegnen, mit Geduld ertragen und nur Allah um Hilfe bitten. Das bedeutet aber nicht, dass man auf die weltlichen Mittel verzichtet, denn der Prophet Jakob selber forderte nach dem Verlust von Benjamin seine Söhne dazu auf, nach ihm und Joseph zu suchen und nicht in Verzweiflung zu geraten. (Sure 12, Vers 87)

 

Der Beweis seines Herren: Die Keuschheit

 

Joseph wurde als Sklave in Ägypten für den al-ʿAzīz verkauft. Dieser Beiname deutet in der arabischen Sprache, dass er eine höhere Position in Ägypten hatte. Die Frau von al-ʿAzīz versuchte, Joseph zu verführen. Am Anfang suchte Joseph Zuflucht bei Allah und sagte, dass sein Herr ihn „ehrenvoll aufgenommen hat.“ (Sure 12, Vers 23) Das Wort Herr hier könnte sich auf Allah oder auf den Herrn des Hauses al-ʿAzīz, in dem er lebte, hinweisen. Wenn es sich um Allah handelt, dann bedeutet es, dass Joseph die Gnaden, die Allah ihm erwies, vor Augen hatte und deshalb beging er diese Sünde nicht. Geht es dabei aber um den Herrn des Hauses, dann weist dies darauf hin, dass Joseph den guten Umgang von al-ʿAzīz ihm gegenüber auch in Acht hatte und wollte das Vertrauen seines Herrn nicht verraten.

Über den nächsten Vers stritten Koranexegeten und Theologen immer wieder, ob Joseph sich ihr hingeben wollte, d.h. ob Joseph als Prophet beinahe war, eine Sünde zu begehen. Viele Koranexegeten deuten den betreffenden Vers im Koran, die diese Frage behandelt, auf diese Art und Weise:

„Es verlangte sie nach ihm, und es hätte ihn nach ihr verlangt, wenn er nicht den Beweis seines Herrn gesehen hätte.“ (Sure 12, Vers 24)

Es wird hier erklärt: Wenn Joseph den Beweis seines Herrn nicht gesehen hätte, hätte er dann auch nach ihr verlangt. D.h. der Prophet Joseph wollte keine Sünde begehen.

Über den „Beweis seines Herrn“ sind die Gelehrten auch unterschiedlicher Meinung, eben wegen der Ambiguität des Wortes „Herr“, wie auch im vorherigen Vers, und wegen der Natur dieses Beweises, ob es sich um etwas Materielles oder Immaterielles handelt. Jedoch wissen wir, dass Joseph diese Sünde wegen dieses Beweises nicht beging. Noch dazu leistete er Widerstand und versuchte zu fliehen, während die Frau von al-ʿAzīz ihm verfolgte und sein Hemd von hinten zerriss. Dieser Zerriss von hinten war der Beweis der Unschuld von Joseph. Joseph gab nicht zu, auch als die Frau von al-ʿAzīz ihn damit bedrohte, ihn ins Gefängnis zu schicken.

Wir leben heute in einer Welt, wo sexuelle Verführungen fast überall zu finden sind. Um diese Verführungen zu vermeiden, sollen wir immer nach dem Vorbild des Propheten Joseph den Beweis unseren Herrn vor Augen halten. Dieser Beweis könnte die Gnaden, die Allah uns erwies und noch erweist, sein. Wie soll man dann diese Gnaden genießen und dann sich gegen Allah auflehnen. Dieser Beweis könnte auch die Gebote und Verbote, die Allah uns im Koran erklärte, und denen wir Folge zu leisten haben.

Wie ist der Fall, dass wenn jemand schwach wäre und eine gleichartige Sünde begeht oder begehen wollte? Ist man dann für immer verdammt? Das sagt der Koran nicht, sondern das Gegenteil. Auch in der Geschichte Josephs, als die Frau von al-ʿAzīz Joseph für unschuldig erklärte und ihre Sünde bekanntgab.

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