Nichtmuslime in der islamischen Geschichte (4) zur Zeit der Abbasiden (131- 645 H. /750-1248)

  • | Thursday, 9 August, 2018
Nichtmuslime in der islamischen Geschichte (4) zur Zeit der Abbasiden (131- 645 H. /750-1248)

Bevor man die Stellung der Nichtmuslime in der abbasidischen Zeit darstellt, muss ein kurzer Abriss über die Abbasidische Dynastie gegeben werden. Mit der Ermordung des letzten umayyadischen Kalif Marwan II (126-132 H.744-750) und der Beseitigung des größten Teiles des umayyadischen Herrscherhauses konnte die Familie Banu al-cAbbas, aus dem mekkanischen Stamme Quraiš stammend, als zweite Herrschaftsdynastie des islamischen Reiches die Macht übernommen. Das Zentrum des Abbasidenreiches wurde in den Irak verlegt. Abu al-cAbbas, ein Nachkommen des Onkels des Propheten Muhammad (s) wurde zum Kalifen ausrufen.

Abu al-cAbbas starb 136 H./754. Sein Bruder und Nachfolger Abu Dschacfar al-Mansur, den viele als den eigentlichen Gründer der abbasidischen Dynastie ansehen, organisierte den Staat als persisches Großreich. Mansur gründete in seiner Amtszeit als Kalif (136-158 H./754-775) die Hauptstadt Bagdad. Die Verwaltung wurde sparsam und effektiv organisiert, vollkommen in der Hand des Kalifen zentralisiert und durch ein Spitzelsystem abgesichert. Eine Rebellion der Schiiten auf dem Halbinsel wurde (144-145 H./762-763) unterdrückt.

Al-Mansurs Nachfolger war sein Sohn al-Mahdi (158-169 H./775-785). Er begann mit einer Verschwendung der Staatsgelder zu Zwecken der Repräsentation, welche die Umayyaden-Zeit bald bei weitem übertraf.

Unter Harun al-Rašid (170-193 H./786-809), dem Sohn al-Mahdis erreichten alle von seinen Vorgängern eingeleiteten Entwicklungen ihren Höhepunkt. Die Stadt sollte nach ihrem Wunsch zu einem ökonomischen und kulturellen Zentrum des Reiches ausgebaut werden.

 

Dennoch ging nach dem Verlust von Spanien am Ende des 8. Jahrhunderts auch die Kontrolle über den Maghreb verloren, als sich die Idrisiden und Rustamiden vom Kalifen unabhängig machten. Nach dem Tod Haruns teilten sich seine Söhne Amin (in Bagdad) und al-Mamun (in Merw) die Macht. Aber schon 810 kam es zwischen den beiden zum Waffengang, den al-Mamun (198-218 H./813-833) für sich entschied. Er zog allerdings erst 203 H./819 wieder in Bagdad ein und wurde bis zu seinem Tod 217 H/.833 hauptsächlich durch seine Förderung der Wissenschaft berühmt. Er gründete eine Akademie. Die wichtigsten griechischen Werke wurden übersetzt und für die arabischen Wissenschaften erschlossen. Damals übernahmen die Araber das wissenschaftliche Erbe der Römer, Griechen u. a. und entwickelten es weiter. Auch diese Zeit war von Aufständen begleitet (197 H./813 in Bagdad, Aserbeidschan unter Babak bis 200-221 H./816-837, Tabaristan bis 224 H./840).

Nach al-Mamun regierte sein Bruder al-Muctasim (217-227 H./833-842). Zwei Verschwörungen bewogen ihn 220 H./836 zum Bau einer neuen Hauptstadt Samarra und zur Einberufung einer neuen türkischen Leibgarde. Muctasims Nachfolger al-Mutawakkil (232-247 H./847-861) wurde 861 auf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet. Dann tritt al-Muctamid auf (256-279 H./870-892), dessen Bruder al-Muwaffaq als eigentlicher Regent auf fast allen Gebieten die Disziplin wiederherstellen konnte. al-Muctadid (279-289 H./892-902) setzte aus das Werk seines Vaters al-Muwaffaq fort.

Nun wechselten sich in ähnlichen Revolten ständig machtlose Kalifen ab. Doch in den dunkelsten Stunden begegnen wir zum Beispiel der Tatkraft und politischen Geschicklichkeit des al-Qahir (320-322 H./932-934), der umfassende Bildung des al-Râdî (322-329 H./934-940), dem Fürstenstolz des al-Qadir (381-422 H./991-1031) und des al-Qâ´im (422-467 H./1031-1075). Die Glanzzeit des Reiches dauerte kaum 100 Jahre. Das Reich war nicht komplett vereint. In der Mitte des 9. Jh. traten soziale Widersprüche in der Gesellschaft auf. Die Kontrolle über das Militär, die Verwaltung und die Zentralgewalt in den Randzonen schwand. Das führte zu einem allmählichen Autoritätsverfall der Zentrale. Immer mehr Provinzen lösten sich vom Kalifat. Autonome arabische und iranische Fürstentümer entstanden: Die Tahiriden in Chorassan, die Saffariden in Sistan und die Tuluniden in Ägypten. 330 H./945 übernahmen die aus dem Iran stammenden Buaihiden die Macht in Bagdad, 1055 die Seldschuken unter Tughrul Bek. Erst am Ende des 12. Jh. konnte der Kalif al-Nasir (gest. 622 H./1225) seine Autorität wieder herstellen, und zwar bis zu einem Zeitpunkt, als die Mongolen ihr Weltreich errichteten.

Nach dem Fall und der Verwüstung Bagdads 656 H./1258 durch Hulaku, wodurch das Kalifat dort erlosch, kam ein Abbasiden-Prinz nach Ägypten, wo von Bebars das Kalifat, wenn auch nur äußerlich, wieder errichtet wurde. Die Nachkommen dieses Abbasiden-Prinzen amtierten dort, ohne eigentliche Macht auszuüben, bis 949 H./1543. Das Kalifat ging jedoch 922 H./1517 offiziell an die Osmanen über.

 

Es ist sehr schwer, über eine typisch abbasidische Art und Weise des Umgangs mit Nichtmuslimen zu sprechen, und zwar aus den folgenden Gründen:

- die Vielzahl der herrschenden abbasidischen Kalifen,

- die Ausdehnung des islamischen Staates, wobei sich zusätzlich noch einige Fürsten vom Kalifat lösten und sich unabhängig machten

- die lange Zeitspanne der abbasidischen Herrschaft, und

- des Niederschreibens des islamischen Rechts verschiedener sunnitischer Rechtsschulen, die in vielen die Nichtmuslime betreffenden Rechtsfragen verschiedener Meinung sind.

Im Folgenden soll dennoch versucht werden, die diesbezüglich wichtigsten gesetzlichen Entscheidungen der Kalifen, die ein Ergebnis komplizierter historischer und überlieferungsgeschichtlicher Vorgänge darstellen, zu behandeln.

Jeder dhimmi wurde unter den Abbasiden als Mitglied einer bestimmten von der muslimischen Obrigkeit anerkannten religiösen Gemeinschaft angesehen. Diesen Religionsgemeinschaften wurde hinsichtlich der Regelung ihrer internen Angelegenheiten sowie der Wahl ihrer Oberhäupter eine besondere Autonomie zuteil. Die Nichtmuslimen standen damit unter der Leitung ihrer eignen religiösen Autoritäten, die dem Staat gegenüber für das Wohlverhalten der Gemeinschaftsglieder verantwortlich waren. Eingriffe seitens des islamischen Staates erfolgt nur da, wenn es Auseinandersetzungen innerhalb der jeweiligen Religionsgemeinschaft bei der Wahl deren Autorität kam. Dies geschah zum Beispiel im Zusammenhang mit der Neubesetzung des geistlichen Oberhauptes der Nestorianer, nachdem der Katholikos Mar Aba II. im Jahre 751 gestorben und das Amt aufgrund von Auseinandersetzungen innerhalb der nestorianischen Kirche für drei Jahre unbesetzt geblieben war, was daraufhin dazu geführt hat, dass der damalige abbasidische Kalif in ihren diesen Angelegenheiten eingriff und ein neues Oberhaupt anzustellen. Solche Ordnung hatte damals ihren starken Einfluss sowohl auf die Stabilität der Politik und Wirtschaft des Staates als auch auf gute Beziehung zwischen den muslimischen Kalifen und den Dhimmis. Solche gute Beziehungen zeigten sich darin, dass viele nichtmuslimische Ärzte, Gelehrte und Beamte nämlich einflussreichende Positionen im Kalifenhof erreichten, was sie ihrerseits auch für großes Ansehen hielten.

Nach Kallfelz waren die Christen in wirtschaftlicher Hinsicht aufgrund ihrer kaufmännlichen Aktivitäten von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des islamischen Reichs. (Kallfelz, Wolfgang: Nichtmuslimische Untertanen im Islam – Grundlage Ideologie und Praxis der Politik frühislamischer Herrscher gegenüber ihren nichtmuslimischen  Untertanen mit besonderem Blick auf die Dynastie der Abbasiden (749-1248). Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1995, S. 101)

Neben den reichen Kaufmännern standen auch an der Spitze der Gesellschaft die christlichen Ärzte bzw. Leibärzte. Der Nestorianer Bukhtishû´, den der Kalif al-Mansur um 147 H./765 von der medizinischen Akademie in Gundišapur nach Bagdad rief, begründete eine Ärztedynastie, die über sechs Generationen hinweg die Leibärzte der Kalifen stellte. Auch im Bereich der Religion hatten die Religionsgelehrten verschiedener Konfessionen ihre Stellung in den Religionsdialogen, die abbasidischen Kalifen auf ihren Schlosshöfen stattfinden ließen:

"فقد ألقى تيموني بطريق النساطرة بحثا عن المسيحية أمام الخليفة المهدي، كما عقد الخليفة المأمون مجلساً شهد مقارنة بين الإسلام والمسيحية"

"Themotheus, der nestorianische Patriarch, hat also einen Vortrag über das Christentum vor dem Kalifen al-Mahdi gehalten. Auch der Kalif al-Mamun hat ein Gesprächskreis zum Zwecke des Vergleichs  zwischen dem Islam und Christentum gemacht" (Hassan, Hassan Ali: ahl al-dhimmah fi al-mugtamac al-islâmî (Die dhimmîs in der islamischen Gesellschaft); Der oberste Rat für die islamischen Angelegenheiten, Nummer 120, Kairo 2005, S. 105)

 

Aber nicht nur die Christen sondern auch andere Glaubensgemeinschaften, wie die Zoroastrier, nahmen an diesen Dialogen teil:

"So führte er [al-Mamun] auch den Vorsitz bei einem Religionsgespräch, in dem er der Zoroastrier Aturfarnbag-i Farrûhyâtân, das geistliche Oberhaupt der Zoroastrier in dieser Zeit, den Zoroastrismus gegen die Angriffe eines Abtrünnigen namens Abâlîš verteidigte." (Kallfelz, S. 121)

Dass auch die nichtmuslimischen Religionsgelehrten bei den abbasidischen Kalifen an guter Stelle standen, bildet ein Argument dafür, dass die Kalifen die enge Beziehung mit den nichtmuslimischen Wissenschaftlern hatten, und nicht dafür, wie Kallfelz meint, weil diese mit ihrer Überlegenheit in den verschiedenen Wissenschaftsbereichen unentbehrlich für sie waren. Vielmehr halten die muslimischen Quellen dies für einen klaren Beweis für die bemerkenswerte Toleranz, die die Abbasiden auch gegen den Bau von Kirchen, Synagogen und Klöster aber auch in Bagdad, der Hauptstadt des Kalifats, übten. Von den bekannten unter den Abbasiden in Bagdad errichteten Klöstern sind die Klöster al-cazraa, Dirmas und Alrum. Die Juden und Christen ihren Glauben samt den dazugehörigen Zeremonien und Ritualen in diesen Gotteshäusern in voller Freiheit. Man kann zwar nicht verleugnen, dass einige der neu gebauten Kirchen und Synagogen in Ägypten unter dem Kalifen Harun al-Rašid zerstört wurden. Das war doch als Folge der vielen Revolution der Kopten in den Jahren 156, 186, 187 und 191 H. gegen die ägyptische Regierung. All diesen vom ägyptischen Statthalter cAli ibn Sulaiman zerstörten Kultstätte werden aber später auf Befehl seines Nachfolgers Musa ibn cÏsa wieder errichtet, der diesbezüglich dem Rat des Religionsgelehrten Alleith ibn Sacd und des Richters Abdullah ibn Luhaica folgte.

Was nun die oben erwähnten Revolte betrifft, brachen in Ägypten, wie Habîb erwähnt, in der Zeit von 107 H./725 bis 216 H./831, wegen der Steuererhebung mehrere Revolutionen gegen die zentrale Regierung aus: 107 H./725  war der erste Aufstand der Kopten; dann schlugen sie auch 122 H. zwei Aufstände unter Führung von einem patriotischen Führer namens Megnas in der Stadt Samannûd nieder; 150 H./767 demonstrierten die Kopten gegen die herrschende Ordnung in der Stadt Sakhâ und konnten durch Unterstützung anderer Nachbarstädten die Steuerbeamten aus der Stadt vertreiben; Unter dem Statthalter Musa ibn Ali ibn Rabi gab es noch 156 H./727 koptische Aufstände in der Stadt Belhîb; Die Revolution des Jahres 216 H. war schließlich im Hinblick auf ihren geographischen Raum und die Teilnehmer die größte, denn sie brach sowohl im Norden als auch im Süden Ägyptens aus und wurde sowohl von den Kopten als auch von den Muslimen mitgetragen, was der Kalif al-Mamun dazu veranlasst, seinen Statthalter cÏsa ibn Mansur abzusetzen, und ihm zu sagen:

"لم يكن هذا الحدث العظيم إلا عن فعلك وفعل عمالك، حملتم الناس ما لا يطيقون وكتمتم الخبر حتى تفاقم الأمر واضطرب البلد"

56.       "Für diesen ungeheuerlichen Vorfall bist du und auch deine Beamten voll verantwortlich, denn ihr habt den Leuten so viel auferlegt, was sie nicht zu ertragen vermögen, und mir dann den Bescheid so lange verschwiegen, bis die Krise sich gefährlich zugespitzt hat und der Land in Unruhe versetzt wurde." (Labîb, Hanî: al-mwatana wa l-cawlamah – al-aqbât  fi mugtamac mutanaghiyer (Das Bürgertum und die Globalisierung – Die Kopten in einer sich veränderten Gesellschaft); Dâr al-Šurûq Verlag, 1. Auflage, Kairo 2004, S. 196)

 

Dem Zitat ist zum einen zu entnehmen, dass die von den Statthaltern bzw. der lokalen Verwaltungen gefolgte Ordnung insbesondere in Bezug auf die Steuererhebung nicht immer die vom Kalif bestätigte Politik war. Zum anderen ist mit der Teilnahme der Muslimen an einigen Revolutionen zu schließen, dass nicht nur die Nichtmuslimen bzw. die Kopten unter der Steuerbelastung litten. Vielmehr fanden die islamischen Grundlagen bezüglich nichtmuslimischer Rechtsangelegenheiten insbesondere unter al-Mamun und seinen Nachfolgern - ausgenommen al-Mutawakkil - mehr Berücksichtigung. Als al-Mamun z.B. erfuhr, dass allen kirchlichen Einrichtungen und Gebäuden, wie Läden, öffentlichen Bädern und Mühlen Steuern auferlegt wurden, änderte er dies mit der Begründung, dass der Islam keine Steuer für die Einrichtungen und Gebäude erhebe. Dann wurden lediglich die zur Kirche gehörenden Gärten mit Kharadsch-Steuer belegt. Es ist davon auszugehen, dass solche Maßnahmen al-Mamuns weitere Revolten in Ägypten den Boden entzogen.

Erst unter al-Mamun hatten die Sabier auf den Rat eines islamischen Rechtsgelehrten den Status einer von muslimischer Seite anerkannten Religionsgemeinschaft und demzufolge den rechtlichen Status der dhimmis erlangt. Im Jahre 364 H./975 Erlass der Kalif At-TÁÞic ein Dekret, durch die er den Sabiern den Schutz für sich selbst, ihre Frauen und ihren Besitz, freien Zugang zu ihren Tempeln und Gebetsstätten und die uneingeschränkte Ausübung der Riten ihrer Religion garantierte.Unter al-Mutawakkil kam es zu einem verschärften Vorgehen gegenüber den Nichtmuslimen, indem er die von einigen Rechtsgelehrten bis zu seiner Zeit formulierten diskriminierenden Regelungen aufnahm:

"وفي هذه السنة أمر المتوكل بأخذ النصارى وأهل الذمة كلهم بلبس الطيالسة العسلية والزنانير [...] وأمر بهدم بيعهم المحدثة [...] وأمر أن يجعل على أبواب دورهم صور شياطين من خشب مسمورة تفريقا بين منازلهم وبين منازل المسلمين ونهى أن يستعان بهم في الدواوين وأعمال السلطان التي يجري أحكامهم فيها على المسلمين ونهى أن يتعلم أولادهم في كتاتيب المسلمين ولا يعلمهم مسلم [...] وأمر بتسوية قبورهم مع الأرض لئلا تشبه قبور المسلمين"

"In diesem Jahr [235 H./850] befahl Al-Mutawakkil den Chrissten und den anderen dhimmis, honigfarbene Tailasans [schalartiges Stück Kopfbedeckung] und zunnar zu tragen […] Er befahl, ihre neu errichtete Kultstätte zu zerstören. Er befahl, an den Türen ihrer Häuser hölzerne Teufelsdarstellungen anzunageln, um sie von den Häusern der Muslime zu unterscheiden. Er verbot, dhimmis in Ämtern oder für Regierungsaufgaben anzustellen, durch  welche ihnen Befehlsgewalt über Muslime zufallen würde. Er untersagte ihren Kindern den Besuch muslimischer Schulen und gestattete keinem Muslim, sie zu unterrichten.  Er befahl [darüber hinaus], ihre Gräber einzuebnen, damit sie nicht denen der Muslime gleichen" (At-tabrī, Muhammad ibn Garīr: tarīkh al-umam wa l-mulūk (Geschichte der Nationen und Könige); Dār al-Kutub al clmiya Verlag, 1. Auflage, Beirut 1407 H., Teil V. S. 304)

 

Offensichtlich handelt es sich in diesem Erlass um eine Entwicklung von den relativ gemäßigten Verordnungen des Kalifen cUmar ibn cAbdel cAziz zu jenen detaillierten und diskriminierenden Bestimmungen. Da die abbasidischen Kalifen sich immer bei all von ihnen erlassenen Anordnungen an den muslimischen Gelehrten bzw. an einer von ihnen bevorzugten Rechtsschule orientierten, stützte sich al-Mutawakkil in seinen Maßnahmen auf die Ausführungen von al-Dschâhiz (160-282 H./777-896) in dessen Werk الرد على النصارى "Ar-radd cala an-Nasara" (die Widerlegung der Christen). Dieser spielte zur Zeit des Al-Mamun die Rolle eines Verteidigers des abbasidischen Kalifats und verfügte er am Hofe des al-Mutawakkil über großes Ansehen.Die muslimischen Quellen führen dieses Vorgehen gegenüber den Nichtmuslimen darauf zurück, dass es um diese Zeit zu Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem islamischen und dem "christlichen" byzantinischen Staat kam.

Dies führte dazu, dass viele Muslime die dhimmis der Spionage bzw. der Neigung zum Feind aufgrund ihrer Religionsgemeinsamkeit verdächtigen. Als Beweis dafür erwähnt Hassan Ali, dass dieser diskriminierende Umgang mit den dhimmis nach dem Ende der Kampfhandlungen nicht mehr abebbte. Amer schreibt in diesem Zusammenhang:

 

"Der Kalif Al-Mutawakkil war zunächst ein fanatischer Gegner der Schiciten und der Christen, aber später tolerierte er die Christen […] Einige Kirche wurden tatsächlich unter dem Al-Mutawwauil erbaut: Patriarch Kisma II. (237-244 H./852-859) erbaute eine gewaltige Kirche in Sakha im Nildelta, in der er später beerdigt wurde" (Amer, Tarek Ahmed: Koptisches Ägypten – Eine Reise durch die Geschichte der Christen im Land der Pharaonen. Mediative print Verlaghaus, Kairo 2004. 1. Auflage, S. 40)

 

Trotz verschiedener Sondergesetze, die die Kopten von den Abbasiden auferlegt wurden, gedieh die koptische Kirche und erlebte eine ihrer friedlichen Zeiten. Zahlreiche Kirchen und Kloster wurden erbaut oder restauriert. (Amer, S. 39)

Print
Tags:
Rate this article:
5.0

Please login or register to post comments.