Wie Familien und Kinder Extremismus konfrontieren müssen: Eine unvermeidbare Herausforderung

Dr. Mohammed Alawady

  • | Monday, 5 June, 2023
Wie Familien und Kinder Extremismus konfrontieren müssen: Eine unvermeidbare Herausforderung

    Die Familie hat eine Wichtige Rolle im Islam und wird nicht nur als soziale Institution angesehen, sondern als die erste Quelle der Erziehung und der moralischen Bildung. Nach den Lehren des Islam sind die Eltern für die Führung der Familie und die Lenkung der Kinder verantwortlich. Dies beinhaltet die Entwicklung eines festen religiösen Glaubens in den Herzen der Kinder und die Vermittlung von guten moralischen Werten, insbesondere dem Respekt vor anderen, unabhängig von deren Religion oder sozialem Status.

Die muslimische Familie betrachtet das Kind als ein Geschenk Gottes. Daher tragen die Eltern die Verantwortung, es zu erziehen und zu fördern. Sie bemühen sich, körperlichen, geistigen und sozialen Schutz vor den Gefahren zu bieten, denen das Kind ausgesetzt sein könnte. Kinder benötigen zweifellos diesen Schutz. Wie Imam Abu Hamid al-Ghazali (505 n. H.) sagte: "So wie der Körper bei der Geburt nicht vollkommen ist, sondern durch Wachstum, Erziehung und Nahrung gedeiht, ist es auch mit der Seele. Sie wird unvollständig geboren, hat jedoch das Potenzial zur Vollkommenheit. Durch Erziehung, ethisches Verhalten und geistige Nahrung wird sie vervollständigt."

In diesem Sinne trägt die Familie die Verantwortung dafür, ein kleines Modell der Gesellschaft für das Kind zu bilden. Das Kind lernt in diesem kleinen sozialen Umfeld, wie man in der größeren Gesellschaft interagiert. Das Kind soll also den Respekt vor Älteren sowie die Bedeutung von der Familie und Zusammenhalt lernen. Diese grundlegenden islamischen Prinzipien formen das soziale Bewusstsein des Kindes.

Trotz der Wertschätzung des Islams für die Familie und der Betonung einer guten Erziehung stehen viele Kinder und Jugendliche in jungen Jahren extremistischen Problemen gegenüber. Viele extremistische Gruppen versuchen, sie auf verschiedene Weisen zu beeinflussen, sei es durch Verlockungen, Einschüchterung oder Täuschung. Diese Gruppen betrachten sie entweder als zukünftige Anhänger oder nutzen ihre Unschuld aus, um sie zu terroristischen Handlungen zu verleiten. Dies liegt daran, dass Sicherheitsbehörden normalerweise kein Misstrauen gegenüber Kindern hegen.

Ein beunruhigendes Beispiel für diese Beeinflussung ist die Ausnutzung von Sozial-Media-Plattformen. Kinder und Jugendliche werden gezielt zu extremistischem Inhalt gelenkt oder mit Bildern und Inhalten konfrontiert, die ihre Aufmerksamkeit erregen sollen. Besonders weil Kinder oft nicht in der Lage sind, zwischen nützlichen und schädlichen Inhalten zu unterscheiden. Daher ist es wichtig, dass die Familie sich dieser Gefahr bewusst ist und angemessene Maßnahmen ergreift, um ihre Kinder vor der Beeinflussung durch Extremisten zu schützen.

Im Zusammenhang damit sollte erwähnt werden, dass es heutzutage viele elektronische Spiele gibt, die auf Mobilgeräten weit verbreitet sind. Viele Kinder verbringen den Großteil ihrer Zeit damit. Diese Spiele zeichnen sich durch interaktive Funktionen aus und ermöglichen es den Spielern, miteinander zu kommunizieren, ohne dass das Kind kennt, welche Identität hinter dem Bildschirm des Mobilgeräts der anderen Spieler steckt. Es besteht die Gefahr, dass extremistische Gruppen diese Spiele ausnutzen, um Kinder zu beeinflussen und extremistische Ideen zu fördern. Darüber hinaus gibt es auch Spiele, die direkt oder indirekt extremistische Inhalte enthalten oder Symbole verwenden, um eine bestimmte extremistische Gruppe zu glorifizieren.

Ein weiterer Weg, wie Kinder beeinflusst werden können, besteht darin, ihre unschuldigen Emotionen auszunutzen, insbesondere bei Kindern, die sich isoliert oder unzufrieden fühlen. In solchen Fällen können extremistische Gruppen sich als diejenigen präsentieren, die das Kind aus seinen Problemen herausholen und ihm eine Lösung bieten. Sie isolieren das Kind gezielt von seiner Familie und säen Hass gegenüber der Gesellschaft im Allgemeinen, um extremistische Ansichten zu fördern.

Eine weitere Taktik besteht darin, extremistische Figuren als Vorbilder zu präsentieren und um sie herum Geschichten und Legenden zu spinnen, um das Kind zu beeinflussen und es dazu zu bringen, sie als Vorbilder zu betrachten.

Es ist wichtig, dass die Familie und Bildungseinrichtungen wie Schulen und religiöse Institutionen intensiv zusammenarbeiten, um ein starkes Schutznetzwerk um das Kind herum zu bilden. Dies erfordert eine koordinierte Herangehensweise, um sicherzustellen, dass das Kind vor extremistischen Ideen und Einflüssen geschützt ist. Es sollten regelmäßige Kommunikationskanäle eingerichtet werden, um den Kindern und Jugendlichen die Risiken extremistischer Gruppen bewusst zu machen und sie über deren Methoden und Taktiken aufzuklären. Vielmehr sollten Eltern in der Lage sein, extremistische Inhalte zu erkennen und diese mit ihren Kindern zu besprechen, um sie für deren Gefahren zu aufklären.

Die elektronische Überwachung ist eine weitere wichtige Maßnahme, um die Kinder vor extremistischen Einflüssen zu schützen. Die Eltern sollten die Nutzung moderner Technologien durch ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt lassen. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig sicherzustellen, dass sie wissen, mit wem ihre Kinder kommunizieren und welche Art von Inhalten sie konsumieren. Dabei ist es von großer Bedeutung, die Privatsphäre des Kindes zu respektieren und es nicht zu überwachen, ohne ihm davon zu erzählen. Die Eltern sollten mit ihren Kindern offen über die möglichen Gefahren des Internets und der sozialen Medien sprechen und sie dazu ermutigen, ihre Fragen und Problemen mit ihnen zu teilen.

Neben der Überwachung ist es entscheidend, dass die Eltern eine aktive Rolle beim Spielen und Surfen im Internet einnehmen. Sie sollten sich für die Spiele und Online-Aktivitäten ihrer Kinder interessieren, um ihnen bei Bedarf Unterstützung oder Hilfe zu bieten. Eltern können auch kindersichere Technologien nutzen, um die Online-Aktivitäten ihrer Kinder zu überwachen und unangemessene Inhalte zu blockieren.

Darüber hinaus sollten Eltern ihre Kinder dazu ermutigen, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, sei es im sportlichen Bereich, in kulturellen oder künstlerischen Gruppen. Diese Aktivitäten fördern den sozialen Austausch, das Gemeinschaftsgefühl und die Entwicklung von Teamgeist. Indem Kinder in der Gemeinschaft involviert sind, haben sie dann weniger Zeit, sich isoliert zu fühlen oder von extremistischen Einflüssen angezogen zu werden.

In Anbetracht dieser Gefahren ist es von großer Bedeutung, dass die Familie die erste Verteidigungslinie bildet und das Kind nicht den schädlichen Einflüssen überlässt. Hierbei ist es wichtig, die Worte von Imam Abu Hamid al-Ghazali hervorzuheben, der betonte, wie wichtig es ist, sich um das Kind zu kümmern und es vor äußeren Einflüssen zu schützen. Er sagt:

„Wisse, dass die Erziehung von Jungen zu den wichtigsten und dringlichsten Angelegenheiten gehört. Der Junge ist ein Vertrauensgut bei seinen Eltern, und sein unschuldiges Herz ist ein wertvolles, einfaches Juwel, das frei von jeglicher Gravur und Bild ist. Er ist empfänglich für alles, was ihm eingeprägt wird, und neigt zu allem, was ihm nahegebracht wird. Wenn er zum Guten erzogen wird, wächst er damit auf und ist glücklich in dieser Welt und im Jenseits. Sein Vater und jeder Lehrer oder Erzieher wird von Allah dafür belohnt. Wenn der Junge jedoch zum Bösen erzogen und vernachlässigt wird, wie es bei Tieren der Fall ist, wird er unglücklich und zugrunde gehen. Die Schuld dafür liegt bei demjenigen, der für ihn verantwortlich ist."

Die Familie sollte also eine aktive Rolle dabei spielen, das Denken des Kindes zu formen und es psychisch und sozial zu unterstützen. Es ist entscheidend, einen offenen Raum zu schaffen, in dem das Kind frei über seine Gedanken und Fragen sprechen kann, ohne Angst vor Ablehnung oder Verurteilung zu haben. Dies kann zwar dazu beitragen, dass das Kind widerstandsfähig gegen extremistische Propaganda sein kann.

Es ist ebenfalls besorgniserregend, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die ihre Ziele und Probleme nicht kennen und niemanden in ihrer Familie finden, der ihnen zuhört und mit ihnen über ihre Sorgen spricht. Eltern sollten nicht nur auf die finanzielle Absicherung der Familie fokussieren, sondern auch die religiösen, psychologischen und sozialen Aspekte berücksichtigen.

Es ist auch wichtig, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kinder verstehen und mit ihnen über deren Erfahrungen, Ängste und Fragen sprechen. Dies kann ebenfalls dazu beitragen, dass ihre Kinder widerstandsfähig gegen extremistische Einflüsse sind und ein gesundes Wertesystem entwickeln.

Zusammenfassend darf man sagen, dass der Schutz von Kindern vor extremistischen Einflüssen eine gemeinsame Verantwortung der Familie, der Bildungseinrichtungen und der Gesellschaft ist. Durch Zusammenarbeit, regelmäßige Kommunikation, aktive Überwachung und Förderung von sozialen Aktivitäten können wir Kinder effektiv vor den Gefahren des Extremismus schützen und ihnen eine gesunde und sichere Entwicklung ermöglichen.

 

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