Religiöse Empfindlichkeiten und Meinungsfreiheit: Der Fall der Koranverbrennung

Mohammed Farghaly (MA.)

  • | Sunday, 17 September, 2023
Religiöse Empfindlichkeiten und Meinungsfreiheit: Der Fall der Koranverbrennung

    Die Verbrennung eines Exemplars des Heiligen Korans durch einen irakischen Flüchtling vor einer Moschee in der schwedischen Hauptstadt Stockholm am Tag des muslimischen Opferfestes und mit offizieller staatlicher Genehmigung unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit hat zu einer breiten Verurteilung durch islamische Länder und Organisationen, allen voran die Al-Azhar Al-Sharif, geführt. Sie löste ebenfalls Kontroverse über das Konzept der Meinungsfreiheit und ihre Grenzen aus.

Einige sehen darin nicht nur eine Beleidigung der Gefühle der Muslime und eine Entweihung ihres Heiligtums, sondern auch eine Form von Hassrede und Rassismus im Namen der Freiheit, während andere davon ausgehen, dass man dies als Meinungsfreiheit betrachten sollte.

Historisch gesehen fand die erste öffentliche Koranverbrennung in Westeuropa im Jahr 1530 in der italienischen Stadt Venedig statt, wo der Heilige Koran von einer Gruppe christlicher Extremisten auf einem öffentlichen Platz vor einer Menschenmenge verbrannt wurde, was wütende Reaktionen von Muslimen in der ganzen Welt auslöste.

Hier stellt sich die Frage, ob es wirklich Freiheit ist, die Gebetsstätte anderer anzugreifen und damit Millionen Menschen zu verärgern?

Die Freiheit ist ein unbestreitbares Menschenrecht, das nicht ohne triftigen Grund verletzt oder entzogen werden darf. Das bedeutet, dass der Einzelne in seinen Entscheidungen und Handlungen frei ist.

 Der Islam garantiert zwar die Glaubensfreiheit aller Menschen, aber der Koran erklärt auch, dass dies kein Grund für die Beeinträchtigung Leuten andere Glauben sein sollte. Im Koran steht Und schmäht nicht diejenigen, die sie außer Allah anrufen, damit sie nicht in Übertretung ohne Wissen Allah schmähen“. (Sure 6: 108). Hier erklärt der Koran der Notwendigkeit die religiösen Gefühle der Andern zu respektieren.

Der Mensch soll also genau wissen, dass er nicht allein auf der Welt lebt, sondern sie mit anderen teilt, die genauso die gleiche Glaubensfreiheit wie er genießen. Daher ist es notwendig, ein Gleichgewicht zwischen diesen wechselseitigen Rechten zu finden, indem die Freiheit geordnet wird, um Sicherheit in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten, die Rechte der anderen zu respektieren und sicherzustellen, dass diese Freiheit nicht auf negative und schädliche Weise missbraucht wird. In diesem Zusammenhang führen wir die Aussage der alten Philosophen an: „Deine Freiheit endet dort, wo die Freiheit eines anderen beginnt”.

Und wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu Beginn der Französischen Revolution 1789 heißt, ist Freiheit „das Recht des Einzelnen, das zu tun, was anderen nicht schadet“. Gibt es dann ein größeres Verbrechen als die Schändung des Tempels und der Angriff auf den Glauben? Ein Einzelner oder eine Gruppe, die ihre Freiheit nutzen wollen, um die Sicherheit und den Frieden der Gesellschaft zu stören oder ihre Stabilität zu untergraben, haben nicht das Recht, dies im Namen der Freiheit zu tun.

Der Einzelne hat auch nicht das Recht, unter dem Vorwand seiner persönlichen Freiheit andere zu verletzen. Die Freiheit soll die Gesellschaften schützen und die Rechte des Einzelnen garantieren. Daher kann der Angriff auf die Tempel und den Glauben anderer nicht unter den Begriff der Meinungsfreiheit subsumiert werden. Wer sich auf dieses Argument beruft, würde es auch nicht gutheißen, wenn jemand ein persönliches Foto von sich oder seinen Angehörigen verbrennt. Wie kann er akzeptieren, dass dies das Heiligste ist, was ein Muslim hat?

Rechtsextremisten in den westlichen Gesellschaften versuchen, ihre politischen Ziele und ihre extremistischen Bestrebungen, die auf Rassismus und der Abwertung des Anderen beruhen, durch die Verbreitung von Hass zu erreichen, der sich gegen Ausländer und Anhänger anderer Religionen, insbesondere des Islam, richtet.

In Schweden, wo vor kurzem der Koran verbrannt wurde, ist die Verbrennung des Heiligen Korans zu einer der Hauptstützen des Rechtsextremismus in diesem Land geworden. Der dänisch-schwedische rechtsextreme Politiker Rasmus Paludan hat sich durch solche abscheulichen Taten einen Namen gemacht.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen verabschiedet eine Resolution, in der die Verbrennung des Korans verurteilt wird. 28 der 47 Ratsmitglieder stimmen für die Resolution, 12 dagegen, darunter Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten, während sich 7 Mitglieder der Stimme enthalten. Die Resolution verurteilt „alle Aufrufe und Manifestationen religiösen Hasses, einschließlich der jüngsten öffentlichen und vorsätzlichen Aktivitäten, die zur Schändung des Korans geführt haben” und fordert die Staaten auf, Gesetze zu verabschieden, die es ihnen ermöglichen, die Verantwortlichen für solche Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen.

Viele Länder, die sich zivilisiert nennen und behaupten, die Menschenrechte zu achten, haben durch ihre Weigerung, diese Resolution zu unterstützen, ihr wahres Gesicht gezeigt, das im Widerspruch zu ihrem Anspruch auf Zivilisation steht. Die Akzeptanz des Phänomens der Bücherverbrennung im Allgemeinen und der Verbrennung heiliger Bücher im Besonderen ist Ausdruck eines Mangels an Zivilisation, der mit der Geschichte des Niedergangs und der Dekadenz von Zivilisationen verbunden ist.

Islamische Länder, Völker und religiöse Organisationen, darunter auch die Al-Azhar Al-Sharif, bringen ihre klare Ablehnung und eindeutige Verurteilung dieser kriminellen Handlungen zum Ausdruck, wie Al-Azhar in ihrer Erklärung betont hat, in der sie darauf hinweist, dass solche Taten in Wirklichkeit sich Terrorismus Sind. Leute sollen genau wissen, dass solche Taten den interreligiösen Dialog und die Förderung des Friedens und der Kommunikation zwischen Ost und West unterbrechen. Der Großimam Prof. Dr. Ahmed Al-Tayeb, Vorsitzender der Al-Azhar Al-Sharif, erklärt: „Und es ist klar, dass die Wiederholung solcher provokativen und abscheulichen Verbrechen gegen den Islam und seine Heiligtümer das Zusammenleben der Völker schwächt.

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