Zwischen Menschenrechten und politischen Interessen: Eine kritische Sicht auf die westliche Außenpolitik"

  • | Wednesday, 18 June, 2025
Zwischen Menschenrechten und politischen Interessen: Eine kritische Sicht auf die westliche Außenpolitik"

     Die Texte des deutschen Autors und Journalisten Jürgen Todenhöfer stellen eine der bedeutendsten kritischen Stimmen in der zeitgenössischen westlichen politischen Landschaft dar, insbesondere in einer Zeit, in der mediale Parteinahme und die moralische Objektivität im Umgang mit Fragen von Krieg und Gerechtigkeit zunehmend zurückgegangen sind. Zu Beginn ist festzuhalten, dass Todenhöfer, neben seiner umfassenden Kritik an der westlichen Politik, persönlich und direkt – wie er selbst sagt – versucht hat, die Wurzeln des gewaltsamen Extremismus zu verstehen und zu bekämpfen. Im Jahr 2014 unternahm er ein beispielloses Abenteuer, als er in von ISIS kontrollierte Gebiete in Syrien und im Irak reiste, als erster westlicher Journalist, dem der Zugang gewährt wurde, und verbrachte dort zehn Tage. Während dieser gefährlichen Reise führte er Interviews mit Kämpfern und lokalen Führern und dokumentierte das Leben unter der Herrschaft des IS sowie die Methoden der Rekrutierung von Jugendlichen. Seine Erfahrungen veröffentlichte er später in seinem berühmten Buch "Inside IS – 10 Tage im Islamischen Staat". In diesem mutigen Werk hob Todenhöfer den großen Unterschied zwischen dem medialen Bild des Islamischen Staates und der internen Propaganda der Organisation hervor. Er betonte, dass das wahre Verständnis des Extremismus nicht aus der Ferne oder nur durch Propagandadiskurse erfolgen kann, sondern direkte Konfrontation und ein tiefes Verständnis des sozialen und politischen Kontextes erfordert, der solche Gruppen nährt. Todenhöfers Sicht auf die Bekämpfung von Extremismus beruht darauf, das psychologische und soziale Umfeld zu analysieren, das die Verbreitung gewalttätiger Ideologien ermöglicht, und nicht nur auf der traditionellen Sicherheits- oder Militärbekämpfung.

Kürzlich veröffentlichte Todenhöfer im April 2025 auf seiner persönlichen Facebook-Seite mehrere Beiträge, die lebendige Zeugnisse über das globale Unrecht und die Widersprüche zeigen. Daraus lässt sich eine zusammenhängende kritische Sicht ableiten, die die westliche Politik in mehreren zentralen Bereichen anprangert, wie etwa den Maßstäben für Gerechtigkeit, die Unterstützung von Kriegen, das Doppelmoral in Konflikten und die Ausnutzung historischer Erinnerungen für politische Zwecke.

In einem seiner herausragendsten Beiträge weist Todenhöfer auf das Phänomen der Doppelmoral im Umgang mit Gewalt hin. Er schreibt: „Die harte Strafe, die dem muslimischen Jungen auferlegt wurde, der seinen jüdischen Mitschüler so schwer schlug, dass er ins Krankenhaus musste, war insgesamt gerecht. Aber warum werden solche harten Urteile nicht gefällt, wenn muslimische Jugendliche geschlagen werden? Und das passiert jeden Tag!“ Diese Worte kommentieren einen Vorfall, der die öffentliche Meinung in Deutschland erschütterte, als der palästinensische Student Mustafa A. im Februar 2024 gewaltsam einen jüdischen Mitschüler an der Freien Universität Berlin angriff, nachdem sie sich über den israelisch-palästinensischen Konflikt gestritten hatten. Der Angriff führte zu schweren Verletzungen, einschließlich eines Gesichtsbruchs und einer Gehirnblutung. Später verurteilte das Gericht Mustafa zu drei Jahren Gefängnis, da es die Straftat als antisemitisch einstufte. Hier stellt Todenhöfer eine fundamentale Frage: Warum erhalten Straftaten gegen Muslime nicht denselben Grad an Aufmerksamkeit und juristischer Strenge? Er bringt damit ein strukturelles Problem zur Sprache, das sich auf institutionelle Vorurteile und selektive Gerechtigkeit bezieht, wodurch die Glaubwürdigkeit der westlichen Werte untergraben wird.

In einem weiteren Beitrag beleuchtet Todenhöfer den offensichtlichen Widerspruch des Westens bezüglich der Besatzung des Gazastreifens. Er schreibt: „Die Ex deutsche Außenministerin Baerbock und eine Reihe von Außenministern der EU bezeichnen die durch die Besatzung erfolgte Blockade als ‚unakzeptabel und unerträglich‘. Warum versorgen sie die Besatzungsmacht also weiterhin mit Waffen? Und warum ist Deutschland sogar kurz davor, ein U-Boot mit nuklearer Bewaffnung zu liefern?“ Hier zeigt er einen eklatanten Widerspruch auf. Während der Westen die humanitäre Blockade des Gazastreifens verurteilt, wird die Besatzung weiterhin militärisch großzügig unterstützt. Todenhöfer offenbart eine tragische Gleichung, bei der sich die politische Rhetorik auf Menschenrechte beruft, während die tatsächliche Unterstützung fortgesetzte Verletzungen begünstigt. Dieser Widerspruch wirft Fragen zur Glaubwürdigkeit des westlichen Engagements für das Völkerrecht auf und zeigt, dass strategische Erwägungen häufig über humanitäre Werte siegen, wenn es um Verbündete wie den Besatzungsstaat geht.

Todenhöfer erreicht den Höhepunkt seiner Kritik, als er die politisch instrumentalisierende Nutzung des Holocausts thematisiert. Er kritisiert die Aussagen des israelischen Premierministers, der die Hamas mit den Nazis verglichen hat, und sagt: „Wenn eine terroristische Organisation mehr als tausend Israelis tötet, wird sie mit Hitler verglichen. Was ist aber mit Netanjahu, der mehr als zwanzigtausend palästinensische Kinder getötet hat?”

Deutlich wird in Todenhöfers Beiträgen, dass die globalen Krisen nicht nur ein Spiegelbild materieller Machtkonflikte sind, sondern auch Ausdruck einer tiefen moralischen Gewissenskrise des modernen Westens. Er fordert eine Überprüfung der doppelten Standards sowie eine kritische Auseinandersetzung mit den Widersprüchen zwischen politischer Rhetorik und Praxis. Seine Botschaften verdienen es, gehört zu werden – besonders in einer Zeit, in der echte menschliche Solidarität angesichts politischer Interessen und Mächte immer seltener wird.

Zudem stellt Todenhöfers Haltung zur Palästinafrage einen markanten Bruch mit dem Mainstream in der deutschen Politik und den Medien dar. Während viele eine bedingungslose Unterstützung für die Besatzungsmacht leisten und eine Politik vertreten, die vor allem auf der Sicherheit Israels als oberste Priorität basiert, nimmt Todenhöfer eine ausgewogenere und kritischere Haltung ein. Er zögert nicht, die Politik der Besatzung gegenüber den Palästinensern zu kritisieren – insbesondere im Hinblick auf die Blockade des Gazastreifens, die Siedlungspolitik und die Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten. Er betont, dass sich für die Rechte der Palästinenser einzusetzen keinesfalls Antisemitismus bedeutet, sondern ein ethisches Engagement für Gerechtigkeit und Fairness ist. Für diese Haltung erntet er scharfe Kritik aus politischen und medialen Kreisen in Deutschland, doch Todenhöfer bleibt standhaft in seiner Überzeugung, dass echte Solidarität mit den Opfern von Kriegen und Menschenrechtsverletzungen umfassend und über nationale oder religiöse Zugehörigkeiten hinweg gelebt werden muss. Mit dieser Haltung stellt er eine seltene moralische Stimme im deutschen Diskurs dar und erinnert daran, dass die Prinzipien der Menschenrechte und internationalen Gerechtigkeit gleichermaßen auf alle Parteien angewendet werden sollten.

 

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